Im Vergleich zu anderen Viren ist HIV eher schwer übertragbar. Du kannst dich anstecken, wenn du mit Körperflüssigkeiten in Kontakt kommst, die ausreichende Mengen des Virus enthalten. Die häufigsten HIV-Übertragungswege sind:
- Ungeschützter Sex
- Drogengebrauch
- Übertragung während Schwangerschaft, Geburt oder Stillen
Let’s talk about Sex!
Redet man über HIV, redet man zwangsläufig auch über Sex. Denn HIV wird am häufigsten beim ungeschützten Vaginal- oder Analverkehr übertragen. Na? Steig euch schon die Schamesröte ins Gesicht? Also mir nicht. Wenn man eine naturwissenschaftliche oder medizinische Ausbildung hat, ist man ziemlich abgehärtet was Körperöffnungen und -flüssigkeiten angeht. Das ist einfach Biologie. Unser Körper funktioniert halt so. Kein Grund sich zu schämen oder nicht drüber zu reden. Also keine Angst. Außerdem sind wir hier ja unter uns 😉 Also los:
Bei der Übertragung von HIV spielen vor allem zwei Körperflssigkeiten eine Rolle: Sperma und Vaginalflüssigkeit. Sie können große Mengen HIV enthalten. Auch der Flüssigkeitsfilm auf der Darmschleimhaut kann viele Viren enthalten. HIV kann deshalb sowohl bei Vaginal- als auch Analverkehr übertragen werden. Gleichzeitig sind die Schleimhäute in der Vagina, im Enddarm und an der Innenseite der Vorhaut sehr empfindlich. Beim Sex entstehen winzige Verletzungen. Über sie kann das Virus leicht in den Körper gelangen.
Wenn du dich vor einer Übertragung schützen möchtest, musst du verhindern, dass Körperflüssigkeiten, die HIV enthalten, auf deine Schleimhaut gelangen. Zum Beispiel, indem du Kondome oder Femidome benutzt. HIV-Therapie und PrEP bieten zusätzlichen Schutz.
Schutz durch HIV-Therapie
Eine erfolgreiche HIV-Therapie blockiert die Vermehrung von HIV. Das Virus ist dann nicht mehr im Blut nachweisbar. Wenn HIV seit mindestens einem halben Jahr nicht mehr im Blut eines Menschen mit HIV nachgewiesen wurde, befinden sich auch in Körperflüssigkeiten wie Sperma kaum noch Viren. HIV kann dann selbst bei ungeschütztem Sex nicht mehr übertragen werden. Wichtig ist, dass die HIV-Medikamente regelmäßig eingenommen werden und ihre Wirkung regelmäßig von einem Arzt oder einer Ärztin überprüft wird.
Schon mal von PrEP gehört?
PrEP steht für „Prä-Expositions-Prophylaxe“. Das heißt so viel wie: Vorsorge vor einem möglichen HIV-Kontakt.
Die PrEP ist eine Safer-Sex-Methode, bei der HIV-negative Personen ein HIV-Medikament einnehmen, um sich vor einer Ansteckung mit HIV zu schützen.
Menschen mit erhöhtem HIV-Risiko bekommen die PrEP bei bestimmten Ärzten oder Ärztinnen verschrieben. Die PrEP-Medikamente und -Untersuchungen werden dann von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt. Die privaten Krankenkassen haben eigene Regelungen. Wer die PrEP nimmt, muss regelmäßig auf HIV und die Nierenfunktion untersucht werden. Auch Untersuchungen auf andere Geschlechtskrankheiten gehören dazu. Denn die PrEP schützt nur vor HIV, aber nicht vor anderen Geschlechtskrankheiten.
Falls du dich beraten lassen möchtest, findest du mit der Ärztesuche einen passenden Arzt oder eine passende Ärztin in deiner Nähe. Bei „besondere Leistungen“ bitte HIV als Schlagwort eintippen.
So, den Teil über Sex hast du geschafft. Da wir jetzt schon dabei sind, lass uns gleich über das nächste Tabuthema sprechen: Drogengebrauch.
Risiko Drogengebrauch
Neben ungeschütztem Sex wird HIV besonders häufig beim Drogengebrauch übertragen. Vor allem Spritzen, die beim Konsum von Heroin oder anderen Drogen verwendet werden, sind gefährlich. Denn die Spritzen sind innen hohl. Auch wenn sie von außen sauber erscheinen, versteckt sich in ihrem Inneren meist Blut vom vorherigen Nutzer.
Wenn die Person, die die Spritze vor dir verwendet hat, HIV-positiv ist, spritzt du dir HIV direkt ins Blut, sobald du die Spritze wiederverwendest. Das Risiko, dabei selbst HIV-positiv zu werden, ist sehr hoch. Schon kleine, „unsichtbare“ Mengen Blut reichen aus. Es macht keinen Unterschied, ob das Blut schon getrocknet ist oder nicht. HIV wird durch das Trocknen nicht abgetötet.
Du solltest Spritzen und Zubehör deshalb nie mit anderen Personen teilen. Wenn möglich, solltest du unter möglichst hygienischen Bedingungen, z. B. in Drogeneinrichtungen, konsumieren.
Geschafft 🙂 Jetzt noch eine gute Nachricht zum Schluss:
Risiko Schwangerschaft
Als dritter wichtiger Übertragungsweg von HIV wird meist die Infektion des Kindes während Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit genannt. Da in Deutschland fast alle HIV-positiven Menschen Medikamente nehmen, spielt dieser Übertragunsgeweg hier glücklicherweise nur noch eine untergeordnete Rolle.
Viele Menschen mit HIV wünschen sich Kinder. Das ist auch ohne Angst vor Ansteckung möglich.
Denn HIV-Medikamente verhindern, dass Menschen, die mit HIV leben, ihre Partner oder ihre Kinder anstecken.
Wichtig ist, dass:
- HIV-Medikamente vor und während der Schwangerschaft regelmäßig eingenommen werden und deshalb kein HIV mehr im Blut nachweisbar ist.
- regelmäßige ärztliche Untersuchungen stattfinden.
- die Schwangerschaft und Geburt durch ein medizinisches Team begleitet wird, das sich mit HIV auskennt.
Ob eine vaginale Geburt und das anschließende Stillen möglich sind, wird individuell entschieden.
Hast du noch eine Frage? Schreibe einen Kommentar. Ich beantworte sie gerne 😊